Sony DualSense Edge

Disclaimer: Ich habe den DualSense Edge vor Launch als Rezensionsexemplar von Sony erhalten. Dies hat selbstverständlich keinen Einfluss auf Inhalt, Umfang oder sonstige Aspekte dieses Textes. Fotos und Screenshots wurden von mir aufgenommen.

Bevor ich mich Sonys neuem Premium-Controller widme, blicken wir kurz zur Konkurrenz: Microsoft führte bereits 2015 den sogenannten Elite Controller für Xbox und PC ein. 2019 folgte der Elite Controller Series 2 mit sinnvollen Verbesserungen, darunter Bluetooth-Support. Seit September 2022 gibt es das zweite Modell in einer günstigeren Core-Variante, der bei neuer Farbgebung im Wesentlichen die Einzelteile zur manuellen Anpassung des Controllers fehlen.

Die Core-Version kostet offiziell knapp 130, das vollausgestattete Modell knapp 180 Euro. Die realen Marktpreise liegen etwas niedriger. Nun bin ich gar nicht die primäre Zielgruppe für solche Luxus-Controller, weil der Gedanke der Performance-Optimierung für mich irrelevant ist. Ich spiele keine kompetitiven Multiplayer-Spiele und will keine Stick-Empfindlichkeiten kalibrieren oder Paddles an meinem Controller befestigen, um im Zweifelsfall schneller oder besser als die Konkurrenz zu sein. Ich stehe aber durchaus auf angenehme Haptik und hochwertige Verarbeitung, sodass die Highend-Controller doch wieder attraktiv für mich werden. Im Xbox-Lager bin ich darum Fan der Elite-Modelle, auch wenn ich beim Zweier mehrfach Pech mit fehlerhaften Buttons hatte.

Lieferumfang

Sony hat sich das Ganze acht Jahre lang angeschaut, sah aber keine Veranlassung, einen eigenen Edel-Controller für PlayStation 4 oder PlayStation 5 zu veröffentlichen – bis jetzt. Der DualSense Edge ist die Premium-Variante des DualSense-Controllers der PlayStation 5. Die Controller von Microsoft habe ich auch deswegen erwähnt, weil die Parallelen zwischen den jeweiligen Controllern nicht zu übersehen sind. Der DualSense Edge kommt in einem schicken Case. Innen ruht der Controller und kann auf Wunsch im Case liegend geladen werden, an der Rückseite lässt sich eine Klappe öffnen.

Unterhalb des Controllers ist das Zubehör zu finden. Der DualSense Edge ist von Haus aus mit konkaven Stickkappen bestückt, wie Sony sie seit der PlayStation 4 verwendet. Diese lassen sich durch konvexe Kappen in zwei verschiedenen Höhen ersetzen. Tatsächlich fühlt sich der entsprechende Austausch beim DualSense Edge einigermaßen ruppig an. Ich musste tatsächlich über die Anleitung verifizieren, dass man die Kappen einfach abziehen soll. Im Vergleich zu den magnetischen Kappen des Elite Controllers muss man zum Entfernen etwas Kraft aufwenden, was anschließend auch für das Anbringen der Austauschkappen gilt. Eine Modifikation des Steuerkreuzes ist – anders als bei Microsoft – nicht vorgesehen.

Des Weiteren liegen zwei Hebelrücktasten und zwei halbrunde Rücktasten bei. Für die ausladenden Hebel hatte ich schon beim Elite Controller nichts übrig, die kleinen, halbrunden Tasten gefallen mir aber gut und sie fügen sich unaufdringlich ein. Während der Elite Controller mit vier Rücktasten gleichzeitig bestückt werden kann, sind beim DualSense Edge nur zwei Slots vorhanden. Last but not least sind ein geflochtenes USB-Kabel sowie ein Steckergehäuse dabei. Letzteres verankert das Kabel fest im Controller, sodass es sich beim gleichzeitigen Spielen und Laden nicht lösen kann.

Praxistest und weitere Merkmale

Nimmt man den DualSense Edge in die Hand, fühlt man sich zunächst sehr an das Standard-Modell erinnert. Die unteren Enden der Griffhörnchen sind dezent anders ausgeführt und optisch ansprechender abgerundet. Mit 328 Gramm ist der Edge etwas schwerer als das 282 Gramm schwere Standard-Modell. Dies gilt bereits ohne angebrachte Rücktasten, die allerdings kein nennenswertes Gewicht hinzufügen. Zu schwer fühlt sich der Edge aber nicht an, eher genau richtig. An einigen Stellen wurde die Haptik verbessert: Die L2- und R2-Tasten, die Innenseiten der Griffhörnchen und das Touchpad haben eine andere Oberflächenstruktur. Steuerkreuz und Tasten unterscheiden sich nicht spürbar, allerdings lässt sich der Hub der L2- und R2-Tasten in drei Stufen verändern. Auch das kennt man vom Elite Controller. Der längste einstellbare Weg entspricht dem regulären DualSense. 

Ins Auge stechen noch die zwei Fn-Tasten unter den Analogsticks. Optisch mögen sie keine Verbesserung sein, sie bereichern den Controller aber sinnvoll, denn sie ändern die Funktionen des Steuerkreuzes und der vier Hauptaktionstasten: Hält man eine Fn-Taste gedrückt, schalten die vier Tasten zwischen drei individuellen Controller-Profilen sowie dem Standardprofil um. Kleine LEDs unterhalb des Touchpads zeigen das aktuelle Profil an. Fn-Taste und Steuerkreuz regeln wiederum Audio-Balance und Kopfhörer-Lautstärke. Da ich viel mit Kopfhörer spiele, kommt mir dieses Feature entgegen.

Auf der Rückseite gibt es einen kleinen Release-Schalter, der zur Vermeidung einer versehentlichen Betätigung leicht versenkt ist. Er löst das Frontcover des Controllers, um anschließend die kompletten Analogstick-Module entnehmen zu können. Das ist ein originelles und löbliches Feature, um gegebenenfalls andere Module verwenden beziehungsweise einen defekten Stick ersetzen zu können. Besagtes Frontcover ist übrigens in sehr glänzendem Schwarz ausgeführt und nicht mehr matt wie beim Standard-Modell.

Konfiguration über die PlayStation 5 

Ich erwähnte bereits die Option, verschiedene Profile erstellen zu können. Dies ist mit der aktuellen Firmware auf der PlayStation 5 möglich. Hier lassen sich unter anderem die Stickempfindlichkeit sowie Deadzones für Sticks und Trigger konfigurieren. Außerdem können Tasten neu belegt werden. Allerdings lassen sich aktuell nicht alle Tasten anderen Tasten zuordnen. Ich erstelle zum Beispiel gerne Screenshots beim Spielen und wollte die Share-Taste einer der Rücktasten zuordnen. Die Share-Taste ist aber nicht im Menü der zuzuordnenden Tasten zu finden. Ansonsten sind die Optionen zur individuellen Anpassung klar und aufgeräumt, in der Praxis klappt auch der Wechsel der Profile im Zusammenspiel mit den Fn-Tasten schnell und problemlos.

Elefanten im Raum

Kommen wir zu den schon vor Release diskutierten Aspekten: Das beiliegende Zubehör zum Arretieren des Ladekabels deutet bereits darauf hin, dass dem Akku die Luft ausgehen kann, während man eigentlich noch weiterspielen möchte. Denn die Laufzeit ist nicht länger als beim normalen DualSense, sondern ein wenig kürzer. Ich habe über viele Spielsessions hinweg gestoppt, wie lang es dauerte, den Akku eines vollständig geladenen DualSense Edge zu leeren. Im Schnitt erhielt ich nach gut 5,5 Stunden den Hinweis auf schwachen Akkustand, nach 7 Stunden Spielzeit ging der Controller aus. In der Regel ist die Akkulaufzeit von Controllern für mich kein kritisches Thema, da ich mir angewöhnt habe, nach einer längeren Session den Controller ans Ladekabel zu hängen. Ich kann aber gut nachvollziehen, dass man sich daran stört, wenn man gern viele Stunden am Stück spielt.

Die Akku-Laufzeit bei Controllern ist also ein sensibles Thema – und trifft hier auf das noch sensiblere Thema Preis. Der DualSense Edge kostet zum Start 240 Euro. Ja, andere Profi-Controller für die PS5, zum Beispiel von Scuf, sind teilweise noch teurer. Dennoch entsprechen 240 Euro etwa dem vierfachen Marktpreis eines regulären DualSense-Controllers. In gewisser Weise wäre das nachvollziehbarer, wenn der Standard-Controller Murks wäre. Ist er aber nicht. Der reguläre DualSense ist ein sehr gutes Eingabegerät, an dem sich kaum etwas kritisieren lässt. Das gleiche Dilemma besteht übrigens abermals im Xbox-Lager.

Der DualSense Edge wiederum ist nicht nur ein sehr guter, sondern ein hervorragender Controller. Er macht – abgesehen von der Akku-Laufzeit – einiges noch besser als das Standard-Modell und geht in Details wie den wechselbaren Analogstick-Modulen ein wenig weiter als der Elite Controller. Ob dies die Ausgabe von 240 Euro rechtfertigt, kann man nur mit sich selbst ausmachen. Wer beim Spielen mit dem herkömmlichen DualSense vollends zufrieden ist, braucht den Edge eher nicht. Wer allerdings noch mehr Qualität, Features und Anpassbarkeit möchte, für den ist der DualSense eine exzellente, nur eben auch richtig teure Option.


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